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Umbau auf Tubeless


Tubeless oder Schlauch, das ist wohl eine Frage der Vorliebe. Manche schwören auf Schlauch, manche schwören auf Tubeless. Manche verargumentieren Tubeless mit: Leichteres Fahren, weniger Gewicht, weniger Luftdruck mit dem man fahren kann, weniger Platten. Das sind zumindest die Argumente die ich aus einigen Artikeln und diversen Youtube-Videos lesen, sehen und hören konnte, seitdem ich mich mit dem Thema Fahrrad etwas mehr beschäftige. Ganz ehrlich, die meisten der Argumente sind mir egal und womöglich kann ich nicht einmal einen Unterschied festmachen, ob ein Reifen mit oder ohne Schlauch jetzt bessere Rolleigenschaften hat oder nicht. Aber, ein Argument sticht hier heraus, das für mich nach meinem fünften Plattfuß in 3 Monaten ausschlaggebend war: fast Unplattbar. Ja, fast.

Tubeless, aber warum?

Bisher hatte ich das Glück nie irgendwo am Wegesrand einen Schlauch wechseln zu müssen. Vielleicht, weil ich von Anfang an immer alles dabei hatte.

Meistens bemerkte ich einen Plattfuß circa 2-3 Kilometer vor dem Ende. Oder ich sah am nächsten Tag das Fahrrad mit einem Platten im Flur stehen. Das erste Mal war's noch ok. Das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit war auch noch ok. Aber dann nervte es einfach nur. Ständig irgendwelche kleine Löcher im Schlauch und ich muss schon wieder ran. Der Schlauch im Hinterrad hatte am Ende 4 Flicken.

Ab und zu kamen mir ein paar Youtube Videos unter, in dem beschrieben wird wie einfach der Wechsel eigentlich ist und, dass man damit eigentlich nur Vorteile hat. Der größte Vorteil aus meiner Sicht ist, dass sich kleine Löcher automatisch verschließen beim fahren. Denn man füllt eine sogenannte Dichtmilch in den Mantel, womit kleinere Löcher verschlossen werden.

Schwalbe G-One RS

Aus Zufall bin ich zur ähnlichen Zeit auf Mäntel von Schwalbe gestoßen und habe die Schwalbe G-One RS entdeckt. Die RS sollen guten Grip auf Schotter, aber auch sehr gute Rolleigenschaften auf Asphalt haben. Da ich in der Regel eine gute Mischung fahre dachte ich mir: Jetzt probiere ich es! Ich kaufe mir die G-One RS Mäntel und steige auf Tubeless um!

Zu den RS kann ich mitlerweile sagen, dass Sie sich wirklich super auf trockenem Schotter und Asphalt fahren. Davor hatte ich die Schwalbe G-One Bite, die definitiv eher für groberen Schotter und loseren Untergrund sind und weniger für Asphalt. Die RS passen ganz zu den Untergründen, auf denen ich zur Zeit hautpsächlich fahre. Zuletzt im Matsch und Modder schlitterte ich doch ein wenig und hätte mit den G-One Bite wohl mehr Grip gehabt. Dennoch ging relativ sicher mit knapp 25-30Km/h durch den Matsch. Die RS sind ein guter Kompromiss, wenn man auch Asphalt fahren möchte.

Umbau auf Tubeless

Die RS Mäntel und sind "Tubeless Ready", sowie die Felgen die ich fahre. Es gibt direkt Tubeless Umrüstkits wie z.B. das von milKit, was ich mir bestellt habe. Das beinhaltet 2 Ventile, Felgenband, Dichtmilch und diverse Schläuche, um die Milch einzufüllen. Da ich nicht wusste, ob das Felgenband ok ist, was bereits auf den Felgen ist, habe ich zur Sicherheit eines mitbestellt. Denn ohne gut anliegendes Felgenband bekommt man die Reifen nicht dicht.

Also, Mäntel ab, das Ventil montiert und neue Mäntel rauf. Dann habe ich versucht das erste Mal den Mantel ohne Schlauch aufzupumpen. Schon ein sehr komisches Gefühl! Das erste Rad ging gut, relativ problemlos. Es knallte ein paar mal, dass ein Zeichen dafür ist, dass der Mantel sich korrekt in die Felge setzt. Beim zweiten Rad musste ich ein wenig mehr fummeln, dass ich es aufgepumpt bekam. Irgendwie wollte das nicht klappen. Ich musste den Mantel irgendwie mehr in der Felge verteilen, dann ging auch das.

Nachdem man die Mäntel montiert hat, füllt man also die Dichtmilch auf. Relativ trivial! Man lässt die Luft bis circa 1 Bar ab und füllt dann circa 40-60ml Dichtmilch ein.

Dann das Rad wieder aufpumpen und ein wenig bewegen, damit sich die Milch im Reifen gut verteilt. Das sollte es gewesen sein. War's aber nicht! Denn die Luft hielt nicht.

Meine Probleme mit Tubeless

Meine größten Learnings aus dem Tubelessumbau sind eigentlich genau zwei Punkt:

Erstens: Die Räder nach der Montage auf die Seite legen, damit die Dichtmilch den Mantel an der Wand abdichten kann. Noch Tage nach der Montage habe ich es immer wieder zischen gehört. Einmal habe ich sogar einen Reifen unter Wasser gehalten und konnte sehen wie Luftblasen aus der Wand des Mantels blubberte. Also, definitiv die Zeit nehmen und jeden Reifen von jeder Seite 1-2h gut aufgepumpt auf die Seite legen.

Zweitens: Fahren! Fahren! Fahren! Durch ein stehendes Fahrrad kann sich die Dichtmilch nicht bewegen und im Rad verteilen. Somit dichtet die Milch nicht alles ab und man hat immer wieder Verlust der Luft. Erst nach circa 200-300Km haben die neuen Mäntel mit der Dichtmilch auch wirklich dicht gehalten.

Ich hatte auf der Tubeless-Reise zwischendurch Zweifel, ob die Räder wirklich irgendwann mal dicht werden. Aber jetzt halten Sie dicht und ich bin ziemlich zufrieden.

Auch Tubeless ist nicht unplattbar

Wie sollte es auch anders sein, nach der zweiten Ausfahrt mit den Tubelessreifen hatte ich einen Platten. Ich habe es auch erst wieder zuhause bemerkt, als die Luft auf dem Hinterrad einfach mal wieder weniger wurde. Zuerst schob ich es auf den sowieso zu dem Zeitpunkt ständigen Verlust, aber dann hörte ich es richtig zischen. Ich sah die Milch raussprudeln und dachte nur: Jackpot. Neuer Mantel, gerade mal 50Km gefahren und schon ein krasses Loch drin. Das Loch war so groß, dass die Dichtmilch es nicht geschafft hat es zu schließen. Also musste schon mein Tubeless Flickzeug ran, was sehr crazy ist in der Anwendung.

Zuerst musste ich das Loch etwas größer machen, damit der Gummipfropfen überhaupt in den Mantel passt. Dann etwas Vulkanisierlösung auf das Loch und den Propfen wirklich in das Loch und den Mantel stopfen. Den Rest den Propfens schneidet man einfach ab. Verrückt!

Das gute ist, danach kann man den Mantel gleich wieder voll aufpumpen und man könnte sofort weiterfahren. Die Dichtmilch verschließt dann einfach den Rest und alles ist wieder in Ordnung. Das ist in der Anwendung wirklich einfach und sehr unproblematisch. Besser, als einen Schlauch zu wechseln oder zu flicken.

Tubless Fazit

Jetzt, wo die Räder dicht sind und ich die neuen RS Mäntel mal richtig ausgefahren habe muss ich sagen, dass mir die Kombination schon sehr gut gefällt. Mein Fahrrad fährt sich noch einmal leichter, wobei das aber sicherlich mehr auf die Mäntel zurückzuführen ist, als auf die Tatsache, dass ich Sie Tubeless fahre.

Außer den einen krassen Platten hatte ich bisher nichts mehr. Glück? Tubeless? Ich weiß es nicht. Da der Umbau doch recht einfach ist und eigentlich nicht viel kostet, habe ich es bisher nicht bereut (vielleicht 1-2x gezweifelt ob Sie jemals dicht werden).

Vielleicht schreibe ich noch mal ein Fazit nach einem halben Jahr, denn dann soll man die Dichtmilch austauschen. Aber versprechen tue ich nichts! Mal sehen.